Duschtassen und Badewannen richtig aufgestellt und fachmännisch in die Verbundabdichtung integriert

Erich Mathä (Sachverständiger Heizung und Sanitär)

Die spärlich vorhandenen Normen und Richtlinien zur fachgerechten Aufstellung von Badewannen und Duschtassen mit deren Einbindung in die Verbundabdichtung werden meist falsch interpretiert. Zudem fehlen genaue Vorgaben oft gänzlich. Daher kommt es immer wieder zu Wasserschäden und Streitigkeiten.

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Der Einbau von Badewannen und Duschtassen erfordert gewerksübergreifende Planung und Koordination. Es treffen auch beim Einbau einer Duschtasse oder Badewanne zumindest zwei Gewerke - nämlich der Fliesenleger und der Installateur - aufeinander. Auch bei diesem Bauabschnitt trägt der Installateur die Bürde, die richtigen Produkte auszuwählen und als Vorbereitung für den Fliesenleger fachgerecht aufzustellen. Sind Wannen und Tassen erst einmal aufgestellt und an den Abfluss und/oder bei direkten Wanneneinläufen an die Wasserleitung angeschlossen, kann der Fliesenleger nur mehr an die bereits geleistete Arbeit anknüpfen oder eben bei fehlender Möglichkeit zur fachgerechten Einbindung in die Verbundabdichtung seinen Hinweis auf mangelhafte Vorleistung aussprechen.

 

Grundsätze der Montage

Jede Wanne und Tasse muss standfest aufgestellt werden, sodass es bei bestimmungsgemäßer Nutzung zu keinen Verformungen oder Setzungen kommt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, empfiehlt es sich, die Wannen und Tassen auf den Rohboden zu stellen und entsprechend mit Wannenrandschienen und Abmauerungen zu unterstützen. Hier können die Ausführungen vom Merkblatt 3 des österreichischen Fliesenlegerverbands unterstrichen werden. Selbstverständlich müssen im Falle der Aufstellung der Wanne/Tasse auf den Rohboden auch etwaige wannenstützende Abmauerungen auf den Rohboden gestellt werden. Es ist der Schallschutz in diesem Fall besonders im Auge zu behalten. Sollten Wannen und Tassen aus Schallschutzgründen auf den schwimmenden Estrich gestellt werden, bewegen sich diese gemeinsam mit dem schwimmenden Estrich und belasten die Wandfuge zwischen Wanne und Tasse und feststehendem senkrechtem Mauerwerk stark. Dementsprechend hochwertig ist auch der wasserdichte Übergang zwischen Wanne/Tasse und standfestem Mauerwerk herzustellen. Unterstützende Montagewinkel und oder Abmauerungen sind selbstverständlich auch bei dieser Aufstellungsvariante nötig. Abmauerungen oder Wannenrandwinkel können meist bei vorgefertigten Wannenträgern unterbleiben und eignen sich sowieso lediglich zum Aufstellen der Wannen/Tassen auf den Estrich.

 

Aufstellung auf Estrich 

Bei dieser Aufstellungsvariante ist selbstverständlich unter und hinter den Wannen/Tassen eine Verbundabdichtung (gemäß ÖNORM B 2207 und ÖNORM B 3407 sowie Merkblatt 3, Fliesenlegerverband) mit den in die Abdichtung eingearbeiteten Dichtbändern erforderlich.  Das Aufbringen der Verbundabdichtung hat vor dem Aufstellen der Wannen/Tassen zu erfolgen und muss die Wannen/Tassen-Außenmaße überragen. Erst nach vollkommener, ausreichender Trocknungsphase (Herstellerangaben beachten) können die Wannen/Tassen aufgestellt werden. Übersehen wird bei der Bodenabdichtung unter Wannen und Tassen immer wieder, dass der Abfluss, Wasserleitungen zum direkten Wanneneinlauf oder Erdungskabel - welche aus dem Estrich ragen - mittels Dichtmanschetten dicht in die Verbundabdichtung einzubinden sind. Der Installateur stellt nach ausreichender Trocknungsphase der Verbundabdichtung die Wanne/Tasse an die dafür vorgesehene Stelle. Es wird dabei aber oft auf das Anbringen von Wannenrandbändern, welche den wasserdichten Anschluss zwischen Wand und Wanne/Tasse herstellen sollen, vergessen oder verzichtet. Das ist ein folgenschwerer Fehler. Sofern die Wanne/Tasse an einer oder mehreren Flanken direkt an eine Wand steht, ist es erforderlich, Wannenrandbänder zu verwenden. Diese sind vor dem Aufstellen bzw. Heranschieben der Wanne/Tasse zu kleben. Die Bänder sind so an die Wanne/Tasse zu kleben, dass das Band oberhalb der Wanne/Tasse vom Fliesenleger in die Verbundabdichtung eingebunden werden kann. Somit wäre der wasserdichte Wandanschluss trotz am schwimmenden Estrich aufgestellter Wanne/Tasse gegeben. Nach Verfliesung der Wände und Boden zieht der Fliesenleger eine dauerelastische Anschlussfuge zwischen Wanne/Tasse und gefliester Wand. Aber Achtung - die dauerelastische Fuge hat keine Dichtfunktion, sie ist lediglich eine Anschlussfuge und trennt Wanne/Tasse von anschließenden fremden Bauteilen. Diese ist vom Nutzer nach Angaben des Fliesenlegers periodisch zu warten. 

Hier Detailzeichnung bei Aufstellung auf Estrich (Bild aktualisiert am 13.09.2017)

 

Aufstellung am Rohboden 

Die durchaus empfehlenswerte Aufstellung der Wanne/Tasse auf den Rohboden hat den Vorteil, dass sich diese lediglich ganz gering gegengleich zu den Wänden bewegen kann. Bewegungen von Wanne/Tasse zu Wänden sind deswegen nur sehr gering, weil beide auf dem Rohboden stehen. Es können bei dieser Aufstellungsvariante jedoch zusätzliche Schallschutzvorkehrungen nötig werden. Jedoch ist es nicht möglich, bei dieser Aufstellungsvariante die normativ vorgeschriebene Verbundabdichtung unter den Wannen/Tassen herzustellen.  Selbst wenn die Verbundabdichtung mit unverhältnismäßig hohem Aufwand hergestellt wird, ergibt diese meist keinen Sinn. Es müsste ja dann die gesamte Vertiefung im Estrich schon vor dem Aufstellen der Wanne/Tasse abgedichtet werden. Nach dem die meisten Wannen/Tassen aber aus der Natur der Sache heraus schon vor dem Estrich aufgestellt werden müssen, gibt es diese Vertiefung in den Estrich - welche aber bereits abgedichtet sein müsste - noch gar nicht. Eine Aufstellung der Wanne/Tasse auf den Rohboden nach dem Estrich ist meist gar nicht möglich. Zudem würde sich in der Vertiefung im Estrich im Falle von eintretendem Dusch- oder Badewasser, das Wasser sammeln und diese Vertiefung langsam auffüllen. Die Verbundabdichtungen, welche als sogenannte alternative Abdichtung hergestellt werden, sind aber nicht für derartige dauerhafte Wasseransammlungen konstruiert. Um dementsprechende langfristige Wasseransammlungen in der Vertiefung zu vermeiden, müsste abermals eine dicht eingebundene Entwässerung vorgesehen werden. Ab diesem Zeitpunkt dreht sich die Frage, wie nun eine Wanne/Tasse fachgerechtauf dem Rohboden aufgestellt werden kann, im Kreis. Denn jeder Fachmann erkennt nun, dass die Vorgaben der ÖNORM B 2207 sowie des Merkblatts 3 des Fliesenlegerverbandes nicht machbar bzw. nicht erschöpfend durchdacht sind.

Hier Detailzeichnung bei Aufstellung auf Rohboden (Bild aktualisiert am 13.09.2017)

Schallentkoppeltes Fußrahmensystem mit Entwässerung des Kriechwassers in den Abfluss

Abdichten mit Sonderkontruktionen

Sofern das Herstellen von Verbundabdichtungen unter Wannen/Tassen in Fällen wie oben beschrieben nicht möglich ist, sind Sonderkonstruktionen vorzusehen, schreibt die ÖNORM B 3407:2015. Diese ÖNORM lässt zum Gegensatz der ÖNORM B 2207 das Aufstellen von Wannen/Tassen auch ohne Abdichtung unter diesen sanitären Einrichtungen zu. Selbstverständlich müssen auf eine andere Art und Weise Wasserschäden durch eintretendes Bade- oder Duschwasser in die Fußbodenkonstruktion verhindert werden. Leider wird aber auch in der ÖNORM B 3407:2015 nicht näher auf die erforderlichen Sonderkonstruktionen eingegangen. Wie könnte also eine bodenbündig eingebaute, normativ richtige und zwecktaugliche Sonderkonstruktion zum Aufstellen einer Duschtasse aussehen?

Beginnen würden die Vorkehrungen zur Verhinderung von Wassereintritt in die Fußbodenkonstruktion damit, dass die Duschtassen tatsächlich bodenbündig versetzt werden bzw. lediglich unwesentlich aus dem Estrich ragen. Denn nur so können Dichtbänder lückenlos und umlaufend auf die Tasse geklebt werden. Würde nämlich die Oberkante der Duschtasse nur wenige Zentimeter aus dem Estrich ragen, könnte zumindest an der Vorderseite kein Dichtband (Wannenfugenband) angebracht und folglich nicht in die Verbundabdichtung eingebunden werden.

Bei der Verwendung von solch einfacher, aber durchaus zwecktauglicher Lösung muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass an den Ecken original vorgefertigte Eckausbildungen verwendet werden. Mit bloßem Zuschneiden aus geraden Dichtbändern würde nicht genüge getan sein. Wichtig ist bei dieser Aufstellungsvariante, dass nicht auf stützende Montagewinkel verzichtet wird. Selbst an der Vorderseite, an die der Estrich anschließt, muss die Tasse mit einer wannenstützenden Abmauerung versehen werden.

Sachverständiger Heizung Sanitär Haustechnik Erich Mathä Fachartikel Aufstellen und Abdichten von Duschtassen und Badewannen Abdichten mit Sonderkonstruktionen nach Önorm
Sachverständiger Heizung Sanitär Haustechnik Erich Mathä Fachartikel Aufstellen und Abdichten von Duschtassen und Badewannen Abdichten mit Sonderkonstruktionen nach Önorm

Tasseneinbau mit Wannenfugenbändern und werkseitig vorgefertigten Eckausbildungen

Verwendung von Rahmensysteme

Eine wesentlich bessere Variante, um das Eindringen von Duschwasser in die Fußbodenkonstruktion zu verhindern, wäre, sich der am Markt befindlichen, werkseitig vorgefertigten Konstruktionenzu bedienen. So gibt es bereits Fußrahmensysteme, welche über eine Kriechwasserentwässerung verfügen. In das Fußrahmensystem eindringendes Duschwasser wird in den Abfluss abgeleitet und kann konstruktiv nicht in den Fußbodenaufbau gelangen. Zudem wird das Rahmensystem mit werkseitig vorgefertigten Dichtbändern ausgestattet, welche vom Fliesenleger dicht in die Verbundabdichtung eingebunden werden. Solche Systeme haben den Vorteil, dass nicht nur eine weitere Sicherheit gegen Durchfeuchtung der Fußbodenkonstruktion gegeben ist, sondern auch die Duschtasse ausreichend unterstützt und so die Standsicherheit gewährleistet ist. Es befinden sich weiters noch ähnliche Fußrahmenkonstruktionen am Markt, jedoch ohne Entwässerung des Rahmens.

Sachverständiger Heizung Sanitär Haustechnik Erich Mathä Fachartikel Aufstellen und Abdichten von Duschtassen und Badewannen

Bei diesen Systemen werden der Fußrahmen einerseits und die Tasse andererseits mittels Dichtbänder in die Verbundabdichtung eingebunden und genießen somit auch doppelte Sicherheit gegen Durchfeuchtung der Fußbodenkonstruktion.

Es sind auch Duschtassen mit Hochkantungen am Markt erhältlich. Diese verhindern von sich aus schon das Eindringen von Duschwasser in den Fußboden und ergeben gemeinsam mit den doppelt angebrachten Dichtbändern größtmögliche Sicherheit. Auf ähnliche Weise kann bei dem Aufstellen von Badewannen vorgegangen werden. Die Verfliesung und das Herstellen der dauerelastischen Wandanschlussfuge kann nun, ähnlich wie bei Wannen/Tassen, welche auf dem Estrich stehen, erfolgen. Die Wartung der dauerelastischen Wandanschlussfuge hat auch hier nach Angabe des Fliesenlegers zu erfolgen. Der Fliesenleger tut gut daran, den Bauherren auf die wiederkehrende Wartung der Silikonfuge schriftlich hinzuweisen.

 

Der Verfasser:
Erich Mathä
allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger

www.sv-haustechnik.at

Erstellungsdatum: 21.01.2015

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